Muss ich irgendwem erklären, wie unglaublich froh ich war, endlich wieder daheim sein zu dürfen?
Trotz Einzelzimmer war der gesamte KH Komplex doch sehr erdrückend für ein Landei wie mich.
Hier ein kleiner Eindruck, Blick aus meinem Fenster:
Die Uniklinik Essen ist ja eine kleine Stadt für sich. Da half auch nicht die Vorstellung, die Lüftungsanlage im Eingansbereich meines geräumigen Zimmers sei das Meeresrauschen und die umliegenden klotzartigen Gebäude die Luxushotels. …
Also endlich wieder Zuhause, kämpfte ich in der ersten Woche doch noch ein wenig mit den Wassereinlagerungen. Ich sah aus wie eine Litfaßsäule, die sich -wie als solche üblich- auch nicht bewegen konnte. Dabei ist Bewegung unglaublich wichtig.
Als ich zum ersten Mal mit meinem Mann in den vor der Haustür angrenzenden Wald ging, schien die Sonne noch so wunderschön. Leider aber muss ich momentan direktes Sonnenlicht meiden. ….
(Treppensteigen klappt im Augenblick ganz gut, dank der Bluttransfusionen – wollte ich auch nicht wahrhaben und hatte es anfangs abgelehnt – großer Fehler)
…..also bin ich bei herrlichstem Sonnenschein mit Regenschirm losgezogen. Denn, bis zum Wald müssen wir zunächst ein größeres ungeschützes Feld überqueren.
Ich kam mir ein wenig vor wie ein Vampir, ….meidet Tageslicht und konsumiert Blutkonserven. 🤔😂
Mir ist es egal, was die Leute denken. In meiner Situation haben sich die Parameter so unglaublich verschoben, das hätte ich nie für möglich gehalten.
Unwohlsein und aufsteigende Übelkeit kamen leider auch mal auf. Doch das kam mit Sicherheit vom Kopf her, denn der Gedanke an die verschiedensten Gerüche im KH und die profilaktische Benutzung einer vom KH mitgegebenen Gurgellösung lösten diese Gefühle in mir aus. Mein Hausarzt wusste hier Abhilfe zu schaffen und verschrieb mir eine antibakterielle angenehmere Kräuterlösung.
Ich brauchte die erste Woche Zuhause, um das Erlebte vorrangig zu verdrängen. Ich habe nicht über mein Befinden gesprochen und auch nichts hinterfragt. Ich konnte dazu auch nichts schreiben, nichts beantworten. …ich wollte einfach mal wieder normal sein. …..funktionierte aber nicht. Weil hier momentan einfach nichts mehr normal ist. Auch wenn ich wegrennen würde, es würde sich nichts daran verändern.
Ich brauche dennoch schlichtweg Abstand, bevor es am 13.6. weitergeht. Wie? Das wissen die Ärzte selbst noch nicht so genau. Zunächst einmal ambulant, ich hoffe, es bleibt auch dabei. ….. Entweder mit Weiterführung der Chemo oder Immuntherapie. …. und wenn ich ganz viel Glück habe, vielleicht auch nur mit Medikamenten in Tablettenform…..
Tabletten; ich, die sowas nie hat nehmen müssen, feilschte mit den Ärzten um jede Tabletteneinnahme, …..bekam aber 4 Tage Chemo. Das ist doch wirklich absurd. Ich musste erst lernen, umzudenken.
Im Augenblick plagt mich ein roter pustelnder, stark juckender Hautausschlag, der sich vom Dekolleté über den gesamten Hals bis unters Kinn ausbreitet und nun täglich ein wenig weiter geht. Rücken….Bauch und sogar der Kopf juckt. Für alles andere als den Kopf habe ich eine Salbe, die zumindest zeitweise etwas lindert.
Eine unangenehme Begleiterscheinung der Immuntherapie.
Angeblich soll ich vom Haarausfall verschont bleiben.
Eine Kundin von Micha (aus der Biobranche) hat ihm letztens für mich ein Baumwoll Capi mitgegeben, zufällig in meiner Lieblingsfarbe khaki, als er kurz vor meinem KH Aufenthalt erzählte, was uns bevorsteht….
Total lieb.
Im Augenblick habe ich mein Wunschgewicht wieder (63 kg bei 1,71 m) dafür sehe ich sch….. und ungesund aus.
Tja, alles kann man wohl nicht haben.
Aber ich lasse mich nicht unterkriegen.
Ich danke Euch allen, die ihr mir immer wieder Mut zusprecht.
Eine ganz besondere Begegnung hatten Micha und ich vorgestern auf dem Friedhof, als wir das Grab meiner Ma und das von Friedhelm besuchten.
Aber das erzähle ich beim nächsten mal. Genug für heute 😎
4. Kapitel – Anfang Juni 2019 – die wundersame Begegnung auf dem Friedhof