14. Kapitel – noch ein Termin in der Ambulanz

Diesmal bin ich mit dem Taxi zur Ambulanz gebracht worden. Es funktioniert langfristig nicht, dass Micha sich jedes Mal einen Tag frei nimmt, um mich in die Uniklinik zu fahren.

Es war eine angenehme Fahrt und ich muss zugeben, ich war ziemlich aufgeregt. So war ich doch unsicher, wie es tatsächlich um mich steht, da es mir vor ein paar Tagen gesundheitlich nicht so wirklich gut ging und ich durchhing bis in den Keller…. (tiefer ging nicht).

Und, was soll ich sagen?

Der Gesundheitszustand wird ja in der Medizin immer sehr an Laborwerten gemessen, das ist auch richtig und gut so. Mein in den letzten zwei Tagen wiedererlangtes Wohlgefühl hat mich nicht hinter´s Licht geführt und das sah ich nun schwarz und wenig rot auf weiß auf dem Bildschirm meiner Ärztin. Normalwerte werden in schwarz dargestellt und die anderen in rot.

Anfangs im April waren alle Werte durchgehend in rot dargestellt. Der Tumor wirbelt ungehemmt alles durcheinander. Durch die Chemo- und Immuntherapie und nicht zuletzt durch den kleinen blauen Ordnungshüter muss der Scheißkerl wohl klein beigegeben haben….und ich kann nur hoffen und beten, dass er sich nicht wehrt….

Meine Blutwerte sind überwiegend wieder im Normalbereich!!!

Der HB-Wert steigt weiterhin permanent an und ist ebenfalls bereits im Normbereich!!!

Ich kann es kaum fassen!!!

Da nehme ich doch aufgespaltene Fingerkuppen und unansehnlich juckende Akne im Gesicht – sowie ein Leben im Schatten gerne in Kauf! Wer weiß, aber wahrscheinlich wird sich das unter Einnahme der Tablette nicht ändern. Doch das ist mit Sicherheit tausendfach angenehmer als einen Port tragen zu müssen, über den wöchentlich mehrstündlich eine chemische Spezialmedizin hineinläuft.

Und vielleicht sollte man sich auch nicht zu früh freuen, denn bekanntlich soll man ja den Tag nicht vor dem Abend loben….bei aller Freude, ich bin das sehr vorsichtig und auch ein wenig skeptisch, denn ich weiß jetzt, wie schnell sich wieder alles Glück drehen kann….einfach so und ohne Vorahnung.

Das ist das echte „Spiel des Lebens“!

Doch ich weiß das Glück auch sehr zu schätzen, nicht zuletzt durch die letzten Erfahrungen.

Wertschätzen, Dankbarkeit zeigen, denn Gesundheit ist nichts Selbstverständliches. Und mal ehrlich…

Man weiß selten was Glück ist.

Aber man weiß immer was Glück war.

Jetzt heißt es erst einmal aufatmen, entspannen, zurücklehnen. Und das, so hoffe ich, sehr lange……!!