11. Kapitel – step by step zurück in die Selbstständigkeit

21 Tage nun nehme ich den kleinen blauen Ordnungshüter täglich zu mir.

Die durch ihn ausgelöste Akne im Gesicht wird durch die verschriebene Salbe (nehme ich erst seit 4 Tagen) allmählich besser. Vielleicht gewöhnt sich der Körper auch an die Gesamtsituation? Im Augenblick bin ich jedenfalls sehr positiv gestimmt, denn ich fühle mich körperlich einfach besser und denke gar nicht daran, mögliche negative Auswirkungen dessen in Betracht zu ziehen.

Treppensteigen, Spazierengehen, leichte Tätigkeiten im Haushalt, all das kostet mich nicht mehr so viel Kraft. Vor ca. 6 Wochen konnte ich nur kurze Wege zurücklegen, diese auch nur schleichend und unsicher, daher stets in Begleitung. Eine Unterhaltung während des Gehens war von meiner Seite gar nicht möglich. Ich japste wie nach einem Langstreckenlauf.

In den letzten drei Wochen hat sich wirklich viel getan. Peu à peu / step by step hole ich mir meine Selbstständigkeit zurück.

Einfach machen!

Das sagte ich am vergangenen Freitag zu mir, als ich nämlich den unbändigen Drang verspürte, jetzt unbedingt meine zweite Heimat, die Firma, aufsuchen zu wollen… Die Zeit war reif für einen Besuch, ich konnte und wollte nicht länger warten.

Dazu müsste ich mich nur ins Auto setzen und losfahren. Aber wie, wenn ich mich zuvor doch schon so unsicher auf den Beinen fühlte?

Tags zuvor wollte ich üben und mich zusammen mit meinem Göttergatten ins Auto setzen, ihn hätte ich auf die Beifahrerseite verbannt. Doch gerade ein Beifahrer (vorrangig ER) hätte mich mehr verunsichert als ich mich selbst.

Somit habe ich die Übungsstunde gleich verworfen, bin einfach zur Garage gegangen, ins Auto gestiegen und habe nicht weiter über Unsicherheit, Krankheit, Krebs & Co. nachgedacht. Machen – einfach machen, hörte ich das Stimmchen in mir; Zündung an, Motor läuft, Rückwärtsgang rein, raus aus der Garage und ab geht es…. Was soll ich sagen? Es ging! Was man einmal kann, verlernt man nicht so schnell im Leben….und schon gar nicht, wenn´s drauf ankommt.

Als ich auf den Hof der Pfotenakademie fuhr, war ich seelig. Ich verbrachte eine wunderschöne Zeit zusammen mit meiner liebenswerten Vertretung und vier wunderbaren Vierbeinern. Aus einer Stunde, die ich zaghaft für mich eingeplant hatte, wurden 3 1/2 Stunden. Und es wären noch mehr geworden, wenn der Feierabend meiner lieben Kollegin nicht gewesen wäre.

Allerdings habe ich hinterher gemerkt, dass es für mich insgesamt rein körperlich doch anstrengender war, als ich es mir habe eingestehen wollen. Eine gewohnte kurze Strecke mit dem Auto hat geklappt, aber weitere, anstrengendere Fahrten wie z. B. bis zur Uniklinik Essen traue ich mir tatsächlich noch nicht zu.

Seelisch und emotional war dieser Ausflug für mich das Beste, was ich machen konnte. Einmal wieder pures Leben schnuppern, normalen Alltag in geliebter und gewohnter Umgebung spüren; Ausschalten von Gedanken an Krebsdiagnose, Blutwerten und Behandlungstherapie. Das alles war vergessen! Und das tat unheimlich gut!

Ich war und bin dafür so dankbar!

12. Kapitel – Das Märchen von der Wichtigkeit im Leben